Aktienrente
Aktienrente – das Wichtigste in Kürze
- 2020 gab es in Deutschland 56 Millionen Erwerbstätige. 2035 werden es etwa 46 Millionen sein.
- 2020 waren in Deutschland 16 Millionen Bürger 67 Jahre und älter. 2035 werden es circa
20 Millionen sein. - Der Bundeszuschuss aus Steuermitteln beträgt 2022 82 Milliarden Euro. Der Trend ist hier nicht unser Freund. (Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge)
- 1889 wurde die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) eingeführt. Bis 1950 erreichten wenige das Rentenalter. Dies sieht heute ganz anders aus. Die GRV, in der immer noch geltenden Form, ist ein Relikt der Vergangenheit.
- Mit der künftigen Aktienrente, wird 2023 ein Kapitalstock in Höhe von zehn Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
Alles neu macht bekanntlich der Oktober 2022? Sollen Sie denken.
Allein diese Zahlen lassen Aufhorchen. Aktuell fließt mehr als ein Fünftel des Bundeshaushaltes als Zuschuss in die Gesetzliche Rentenversicherung – Tendenz steigend.
Die deutsche Sozialversicherung steht auf fünf Säulen. Neben der Rentenversicherung steckt auch die Pflegeversicherung in einer tiefen Rezession. Kein Politiker traut sich an eine Reform der Rentenkasse ran. Inwieweit die Aktienrente dazu in der Lage ist, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Anspruch und Wirklichkeit einer Aktienrente
Die zwölf Seiten des Sonderpapiers für die Koalitionsverhandlungen der Ampelkoalition sind verfasst. Ein Punkt davon greift den Einstieg in eine ‚teilweise Kapitaldeckung‘ der Gesetzlichen Rentenversicherung auf. Dies soll der Retter des Generationenvertrages sein. Das damit einhergehende Umlageverfahren – wie es seit 1889 besteht – wird damit ad absurdum geführt.
Nun ist die Aktienrente beschlossen. Sie kommt im kommenden Jahr. Ähneln soll sie dabei dem skandinavischem Modell. In den Gründzügen macht sie dies nicht. Der schwedische Pensionsfonds legt Gelder aus Einnahmen und Überschüssen an. Das deutsche Modell wird kreditfinanziert sein. Dabei werden doch jedem Privatanleger Wertpapiergeschäfte auf Kreditbasis abgeraten.
Ab 2030 sollen die Erträge in die Rentenkasse fließen. Lassen Sie mich Ihnen ein einfaches Rechenbeispiel geben. Werden in 2023 zehn Milliarden Euro angelegt, stehen im Jahr 2030 bei jährlich sechs Prozent Rendite etwas mehr als 15 Milliarden Euro zur Verfügung. Jährlich fließen dagegen fast 100 Milliarden Euro an Steuergeldern in die GRV. Inwieweit fünf Milliarden Euro einmalig die Kasse stützen, bleibt fraglich.
Gehen wir überdies von einer Dividendenrendite in Höhe von fünf Prozent aus (das ist schon hoch gegriffen), dann würden jährlich 500 Millionen allen Rentnern zur Verfügung stehen. Besser als nichts!
Ursprung der Idee einer Aktienrente
Vorbilder für eine Aktienrente
Länder wie beispielsweise die Niederlande, die Schweiz und Schweden gehen als Beispiel voran. Schweden betreibt seinen Staatsfonds seit 21 Jahren erfolgreich. Über diesen langen Anlagehorizont hat der Staatsfonds etwas mehr als eine Billionen Euro investiert und angelegt. Mit einer rund 70%igen Aktienquote erzielte der Fonds eine mittlere sechsprozentige Rendite – pro Jahr.
Die Aktienrente rettet uns vor uns selbst
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Die Aktienrente ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sie wird nur leider der berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein bleiben.
Der Fonds für die Aktienrente soll über Kredite des Bundes gespeist werden. Da ersterer selbst in der öffentlichen Hand liegt, wird von keiner weiteren Schuldenaufnahme gesprochen. Gemäß des Prinzips ‚linke Tasche – rechte Tasche‘ wird so keinem etwas weggenommen.
Der Weg der Eigenverantwortung wäre statt einer gesetzlichen Aktienrente sinnvoller. Jede Person, die sich ihrer persönlichen Verantwortung bewusst ist, könnte über die Anlage in aktive oder passive Fonds den gleich bis besseren Effekt erzielen.
Die Aktienrente – Im Westen nichts Neues
Riester und Rürup
Ein reformiertes Rentensystem in Deutschland hat 2002 die Riester-Rente und 2005 die Rürup-Rente hervorgebracht. Mit der Absenkung des Rentenniveaus wurden die künftigen Verkaufsschlager legitimiert. 98 Prozent der Produkte wurden als reine Garantieprodukte verkauft. Die wenigen investmentbasierten Ansätze von Union Investment und DWS waren so kompliziert konzipiert, dass die Vorteile der klassischen Geldanlage in der Rentenphase verloren gehen. Dieser erste Versuch eines Ansatzes einer deutschen Aktienrente ist nicht gelungen. Die ersten Versicherer verabschieden sich nach und nach von der Riester-Rente.
Staatliche Fonds wagen sich an den Kapitalmarkt
Orientierung über die Vermögensanlage soll ein anderer staatlicher Fonds geben. Seit 2017 besteht der Kenfo. Das ist der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Die Erträge des Stiftungskapitals
(24 Milliarden Euro) sollen für Suche und Betrieb eines atomaren Endlagers in Deutschland aufkommen.
Der Kenfo schließt dabei selbst Investments in Kernenergie aus. Er ist an langfristigen Investments interessiert, die nachhaltig ihre Erträge erzielen.
ESG-Kriterien finden in der Anlageauswahl Berücksichtigung. In kontroverse Geschäftsfelder soll der Fonds nicht investieren. Diese Anlage könnte tatsächlich ein wenig Orientierung geben. Eine 37%ige Aktienquote wird der Idee einer langfristigen Anlage allerdings nicht gerecht. Darüber hinaus hielt der Fonds 2020 53 Prozent Anleihen. Aus einem Motiv der Vorsicht heraus ist dieses Anlagekonzept nachvollziehbar. Mittel- bis langfristig erfolgt so kein Inflationsausgleich. Eine Aktienrente müsste einen höheren Aktienanteil haben.
Darüber hinaus gibt es zwei Pensionsfonds für Bundesbeamte. Das Kapital wird von der Bundesbank angelegt. Rheinland-Pfalz und deren Beamtenversorgungsfonds gelten als warnendes Beispiel. Dieser wurde wegen Kapitalbedarf aufgelöst.
Aktienrenten gibt es bereits
In jedes Finanzkonzept gehört das Fondsdepot und die Fondspolice. Diese sind als reine Anlageprodukte zu verstehen und erfüllen damit bereits jetzt die Anspüche einer Aktienrente.
Unser Fazit zu einer Aktienrente
Das Allheilmittel wird die Aktienrente nicht werden. Der Gedanke dahinter ist gut und richtig. Inwieweit die öffentliche Hand ein derart großes Projekt erfolgreich umsetzt, bleibt abzuwarten.
Die ursprünglichen Pläne sahen eine individuelle Zusatzrente für jeden Rentner vor. Davon wird in der Umsetzung nichts zu finden sein. Die Erträge fließen dem Bundeszuschuss zu und verringern diesen.
Wo und wie das Geld angelegt wird, ist überdies eine gute Frage. Sollte BlackRock gute Lobbyarbeit betreiben, dann werden ETFs von iShares als Anlageinstrument relevant werden. Das hat dann nur leider nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Viele Argumente der Kritiker der Aktienrente sind sehr gut nachvollziehen. Gerade die Frage der Finanzierbarkeit wird uns wohl länger beschäftigen.
Andere kritische Stimmen bezüglich der Sicherheit der Anlage können entspannt gesehen werden. Klassische Geldanlage ist keine Spekulation. Es ist wohl das Sicherste überhaupt, in die weltweit größten Unternehmen zu investieren.
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