Was sind nachhaltige Geldanlagen? – Zusammenfassung
Geld wirkt in unserer Welt!
- Was macht meine Bank mit meinem Geld?
- Wohin fließt das Geld in meiner Altersvorsorge?
- Unterstütze ich sogar die Abholzung des Regenwaldes?
- Finanziert mein Geld die Produktion von Waffen?
- Welche Ökofonds gibt es? Kann ein ETF nachhaltig sein?
Die Nachhaltige Geldanlage beantwortet viele Fragen. Sie ist die wohl größte Stellschraube für eine zukunftsfähige Welt. Mit grünen Investments können Sie Ihr Geld sinnvoll anlegen. Aktive und wenige passive Fonds schließen kontroverse Unternehmen aus. Stattdessen investieren sie in verantwortungsvolle Unternehmen und Branchen. Mit grünen Fonds und Nischenprodukten wie Mikrofinanzfonds können Sie Ihre Renditeerwartung mit persönlichen Werten unter einen Hut bringen.
Begriffsbestimmung
Nachhaltigkeit ist ein sehr alter Begriff. Ursprünglich kommt er aus der Forstwirtschaft. Demnach darf nur so viel Holz geschlagen werden, wie im selben Zeitraum auch nachwachsen kann. Hier kam erstmalig der Gedanke der Kreislaufwirtschaft auf.
2016 traten die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SGDs: sustainable development goals) durch die Vereinten Nationen in Kraft. Die Ziele sind unterschiedlich gewichtet und betreffen: Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung, Förderung von Bildung, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Sofortmaßnahme gegen den Klimawandel, Bewahrung der Ozeane und viele mehr.
Mit einem Gefühl der Verantwortung betrachten heutzutage viele Menschen ihre Umwelt. Und mit Umwelt ist in diesem Zusammenhang nicht nur der Klimaschutz gemeint. Die Vokabel fasst viele Aspekte zusammen. Mittlerweile gibt es laut der EU eine Definition für Nachhaltigkeit (Taxonomie). Gemäß derer ist aber Atomkraft und Gas auch nachhaltig.
Für die nachhaltige Geldanlage bieten die drei Buchstaben ESG eine sehr gute Orientierung. Sie sind der Kern von ethischen und ökologischen Geldanlagen und stehen für: Environment (Umwelt), Social (soziale Bestandteile) und Governance (gute Unternehmensführung).
ESG-Kriterien
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) schreibt: „Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihren Finanzanalysen den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. Es beinhaltet auch eine explizite schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.“
Einerseits geht es um die Vermeidung bzw. Reduzierung von Abfallproduktion, Rohstoffverschwendung, Umweltverschmutzung, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Rüstung, Steuervermeidung und vieles mehr. Andererseits sollen Artenschutz, Kreislaufwirtschaft, gute Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmaßnahmen, gute Unternehmensphilosophien und -führungen gefördert werden.
Alle Aspekte von ESG spielen eine gewichtige Rolle wenn Sie nachhaltig investieren wollen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Seite der Governance. Gute Unternehmensführungen sind weniger anfällig für Missmanagement, Skandale und Korruption. Auch die gesamte Ausrichtung der Unternehmen auf mehr Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen wird durch eine positive Unternehmenskultur gefördert.
Nachhaltige Geldanlagen: ein paar praktische Beispiele gefällig?
Über den Ausschluss von Rüstung wären Sie in vielen Finanztitel nicht investiert gewesen, die in der Finanzkrise reihenweise massiv an Wert verloren haben.
Über Positivkriterien wären Sie in klimafreundlichen Branchen investiert und hätte somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie wären der Korruption bei VW mit dem Dieselskandal aus dem Weg gegangen. Und Sie hätten längst BP gemieden als deren Ölplattform im Golf von Mexico explodierte.
Nachhaltige Geldanlagen: wie eine Stimmabgabe bei der Wahl
Sie können bei Ihren Investments mehr als nur finanzielle Ziele verfolgen. Die Rendite wird mit Ihren Wertvorstellungen synchronisiert. Das ist eine Art Demokratisierung der Vermögensanlage. Soll Geld in Waffen, in Kinderarbeit und in Atomenergie fließen oder in Erneuerbare Energie, klimaschützende Wirtschaft und soziale Unternehmen?
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Nachhaltigkeitsansätze der nachhaltigen Geldanlage
Die oben genannten ESG-Kriterien sind Grundlage für verschiedene Ansätze der Titelauswahl in Fonds. Darüber hinaus sollen die final zusammengestellten Portfolien die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen unterstützen. Die folgenden Ansätze, um Gelder wirklich nachhaltig anzulegen, helfen Greenwashing zu vermeiden.
Best-in-Class
Der verbreitetste Anlageprozess für nachhaltige Geldanlagen ist der Best-in-Class-Ansatz. Werden mittels des Best-in-Class-Ansatzes einzelne Titel ausgewählt, bekommen die Branchenbesten hinsichtlich der ESG-Kriterien den Zuschlag. Es lässt sich auch festhalten, dass durch diesen Ansatz eine Reihenfolge für jeden Sektor entsteht. Die Branchenführer müssen dabei aber nicht zwingend aus nachhaltigen Branchen kommen. Es finden auch Unternehmen aus kontroversen Bereichen Beachtung. Ein Großteil der Nachhaltigkeitsfonds arbeitet mit diesem Ansatz. Wie bereits beschrieben findet man so oftmals Unternehmen wie google, Microsoft, Amazon, Coca Cola usw. in den Fonds. Das Motiv dahinter ist, durch Vorbilder die gesamte Branche zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Gut gemeint ist leider häufig nicht gut gemacht!
Eine Verbesserung des o.g. Ansatzes ist der Best-of-Class. Hierbei wird die Unternehmensbewertung mit der Bewertung der einzelnen Unternehmen kombiniert. Daraus ergibt sich, dass in einer nicht nachhaltigen Branche ein Konzern umso mehr leisten muss, um für ein Invest in Frage zu kommen. Somit kann es auch zum Ausschluss ganzer Branchen kommen. Aber auch das muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es ist der lockerste Ansatz in der Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien und darin besteht die Kritik. Ob nur die schlechtesten 20% einer Branchen ausgeschlossen werden oder das obere Drittel Berücksichtigung findet, kann einzeln festgelegt werden. Das hat zur Folge, dass in den gängigen Nachhaltigkeitsfonds der großen Banken in Deutschland kontroverse Unternehmen zu finden sind.
Ausschluss- und Positivkriterien in der nachhaltigen Geldanlage
Restriktiver regeln Ausschluss- und Positivkriterien die Auswahl einzelner Anlagemöglichkeiten. Wertvorstellungen lassen sich so genau berücksichtigen. Meist stehen nachhaltige oder ethische Aspekte vorn an. Kontrovers für nachhaltige Geldanlagen sind dabei Unternehmen, die in Tierversuche, Gentechnik, Atomkraft, Kinderarbeit und Rüstung involviert sind. Ausgeschlossen werden Firmen, die umweltgefährdende Herstellungsverfahren benutzen oder mangelnde Mechanismen gegen Korruption haben. Ein Blick ins Detail lässt auch hier einen gewissen Auslegungs- bzw. Handlungsspielraum zu. Fondsmanager können bspw. bei der Nutzung von Tierversuchen unterschiedlicher Auffassung sein. Restriktive Investoren schließen jegliche Versuche an Tieren aus. Bei anderen erlaubt der moralische Kompass Tierversuche, um humane Medizin weiterzuentwickeln.
Enger fassen dagegen sog. normenbasierte Negativkriterien die Titelauswahl. Diese internationalen Standards verpflichten Fonds nicht in Unternehmen zu investieren, denen Kartellrechtsverstöße oder Verstöße gegen Umweltschutzabkommen nachgewiesen sind oder die Regeln internationaler Gewerkschaftsverbände missachten.
Über Positivkriterien gelangen Aktien in die Auswahl, die bestimmte Dinge besonders gut machen. Das kann die Verbesserung der Energieeffizienz oder den ökologischen Landbau betreffen.
Engagement und Impact Investments
Meines Erachtens besonders sympathisch sind die Ansätze des Engagements und des Impact Investments. Engagement erfolgt über eine hohe Kommunikation mit den Unternehmen. Der langfristige Austausch steht im Vordergrund. So soll die Unternehmensführung und schlussendlich die gesamte Organisation für mehr Einsatz hinsichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Kritikern gewonnen werden.
Impact Investments
Impact Investments beschäftigen sich vorrangig mit ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von nachhaltigen Geldanlagen. Dabei geht der Ansatz über die reine Orientierung an Rendite und Risiko hinaus. Positive soziale und/oder ökologische Wirkungen sollen möglichst direkt nachweisbar sein. Also geht es um eine messbare positive gesellschaftliche und ökologische Wirkung. Impact Investments gehen nach dieser Definition über die bisherigen ESG- oder SRI-Ansätze hinaus. Allgemeiner gesprochen, könnten wir auch sagen, dass es eine zusätzliche Spezialisierung einer Anlage ist. Denn: genau genommen, hat jede Art von Fonds oder Investment seine Wirkung. In Deutschland stehen Impact Investments noch am Anfang. Es gibt bereits einige spezialisierte Investmentfonds und Berater. Gleichzeitig jedoch wächst das Interesse von Seiten der Investoren, der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft stark. Auch in der Politik erfährt das Thema größere Aufmerksamkeit. Im Koalitionsvertrag ist eine bessere Unterstützung von Social Entrepreneurship und sozialen Innovationen vermerkt. Die positive Entwicklung von Impact Investment geht jedoch schleppend voran.
Es gibt zu wenig geeignete Anlageprodukte in den unterschiedlichen Anlageklassen. Eines der wohl greifbarsten Anlageprodukte sind Mikrofinanzfonds. Auf den ersten Blick ließen diese eine hohe Unsicherheit vermuten. Dem ist in keinster Weise so. Erstaunlicherweise liegt die Rückzahlquote bei weit über 90% und damit manchmal deutlich über der Quote in westlichen Industriestaaten. Dies liegt einerseits an dem sehr hohen Anteil an weiblichen Kreditnehmerinnen; andererseits auch am auch hohe gesellschaftlichen Druck, das Geschäftsmodell erfolgreich ins Rollen zu bringen. In vielen Fällen hängt die Versorgung der Familie und die Schulbildung der Kinder daran. Damit sind Mikrofinanzfonds zwar kein Allheilmittel in der Armutbekämpfung, aber ein sehr sinniges Instrument in der globalen Entwicklungspolitik.
Sonstiges
Die oben beschriebenen Nachhaltigkeitsansätze können noch um ein paar wenige ergänzt werden. Diese finden in der Realität eine geringe Verwendung. Nachdem wir geklärt haben, wie Unternehmen für nachhaltige Anlageformen ausgewählt werden, wenden wir uns nun der Anlageseite zu. In den abschließenden Absätzen wird gezeigt, dass nachhaltige Fonds gute Renditen erwirtschaften.
Nachhaltige Geldanlagen und Rendite
Wollen Sie Geld anlegen, bewegen Sie sich immer im Spannungsfeld von Rendite, Risiko und Verfügbarkeit. Das Ziel eine ansprechende Rendite zu erzielen, geht mit höherem Risiko (sprich Volatilität/Schwankung) einher. Der zeitliche Anlagehorizont bewegt sich dabei Richtung zehn Jahre. Sollen Teile des Vermögens dagegen kurzfristig (bis drei Jahre) sicher verfügbar sein, kommen Risiko und damit auch Rendite nicht in Frage. Sie lassen Ihre Geld auf dem Konto liegen.
Bei nachhaltigen Geldanlagen kommt eine vierte Komponente dazu. Diese überlagert alle drei Aspekte im Spannungsfeld der Geldanlage (Rendite, Risiko und Verfügbarkeit). So können Sie kurzfristig verfügbare Gelder auf dem Konto einer Nachhaltigkeitsbank liegen lassen. Vermögen, welches mittel- oder sogar langfristig nicht benötigt wird, kann im Depot oder in der Altersvorsorge in nachhaltige Misch- oder Aktienfonds angelegt werden.
Je nach Zeithorizont kann das Risiko (sprich die Schwankungsbreite) des Fonds anwachsen. Diese beträgt bei einem Aktienfonds schon mal 30 Prozent. Lassen Sie uns hier kurz bewusst machen, dass die Vokabel Risiko missverstanden werden kann. Volatilität und damit die oben beschriebene Schwankung ist richtig. Einem Risiko wären wir ausgesetzt, würden wir eine einzelne Aktie kaufen oder in Krypowährung investieren oder mit Optionsscheinen handeln. Das Finanzinstrument eines Fonds ist dafür da, unsystematisches Risiko zu minimieren.
Verschiedenste Studien deuten mittlerweile auf einen Renditevorsprung von Unternehmen hin, die Nachhaltigkeitsthemen beachten. Obgleich dies meines Erachtens gar nicht so wichtig ist.
Da Anleger:Innen verlustavers sind, kann vor allem die Krisenfestigkeit nachhaltig ausgerichteter Fonds erwähnt werden. Einerseits werden bestimmte Risiken bereits ausgeschlossen. Andererseits bewerten die Fonds innovative zukunftsträchtige Wachstumsmärkte über. In der Corona-Krise 2020 schnitten ESG-Fonds in ihrer Performance besser als entsprechende konventionelle Produkte ab. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen hat dies untersucht.
Fazit zur nachhaltigen Geldanlage
Mittels der oben beschriebenen Aspekte und Kriterien können Sie Ihre Geldanlage sehr genau steuern. Geld wirkt in unserer Welt und es ist wohl die größte Stellschraube für einen zukunftsfähigen Planeten. Lassen Sie uns Verantwortung übernehmen.
Anfangs ist der Blick auf das generell nachhaltige Wirtschaften von Unternehmen ausgerichtet. Darüber hinaus werden gesamte Lieferketten in die Analyse von nachhaltigen Geldanlagen einbezogen und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:Innen bewertet. Im Auswahlprozess der Unternehmen wird die Fragestellung beantwortet, wie Ressourcen eingesetzt und eingespart werden. Abschließend geht es darum, wie klimafreundlich Produkte hergestellt werden und vor allem wie klimafreundlich diese Produkte in der späteren Nutzung sind.
Auf die unterschiedlichsten Weisen hinterlassen wir eine Wirkung auf unserem Planten. Indem wir in näheren Regionen Urlaub machen, weniger Fleisch konsumieren und vor allem unser Geld nachhaltig anlegen. Auf der obigen Grafik sehen Sie einen Teil meines Depots. Mit Einmalanlagen und monatlichen Sparplänen investiere ich in diese nachhaltigen Geldanlagen.
Im Portfolio befinden sich aktive und passive Investmentfonds. Die mittelfristig defensiven Fonds stellen in Krisen die Absicherung nach unten dar. Die langfristigen Aktienfonds laufen teilweise deutlich besser als die beiden Vergleichsindizes DAX und MSCI World.