Nachhaltigkeitsansätze der nachhaltigen Geldanlage
Die oben genannten ESG-Kriterien sind Grundlage für verschiedene Ansätze der Titelauswahl in Fonds. Darüber hinaus sollen die final zusammengestellten Portfolien die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen unterstützen. Die folgenden Ansätze, um Gelder wirklich nachhaltig anzulegen, helfen Greenwashing zu vermeiden.
Best-in-Class
Der verbreitetste Anlageprozess für nachhaltige Geldanlagen ist der Best-in-Class-Ansatz. Werden mittels des Best-in-Class-Ansatzes einzelne Titel ausgewählt, bekommen die Branchenbesten hinsichtlich der ESG-Kriterien den Zuschlag. Es lässt sich auch festhalten, dass durch diesen Ansatz eine Reihenfolge für jeden Sektor entsteht. Die Branchenführer müssen dabei aber nicht zwingend aus nachhaltigen Branchen kommen. Es finden auch Unternehmen aus kontroversen Bereichen Beachtung. Ein Großteil der Nachhaltigkeitsfonds arbeitet mit diesem Ansatz. Wie bereits beschrieben findet man so oftmals Unternehmen wie google, Microsoft, Amazon, Coca Cola usw. in den Fonds. Das Motiv dahinter ist, durch Vorbilder die gesamte Branche zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Gut gemeint ist leider häufig nicht gut gemacht!
Eine Verbesserung des o.g. Ansatzes ist der Best-of-Class. Hierbei wird die Unternehmensbewertung mit der Bewertung der einzelnen Unternehmen kombiniert. Daraus ergibt sich, dass in einer nicht nachhaltigen Branche ein Konzern umso mehr leisten muss, um für ein Invest in Frage zu kommen. Somit kann es auch zum Ausschluss ganzer Branchen kommen. Aber auch das muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es ist der lockerste Ansatz in der Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien und darin besteht die Kritik. Ob nur die schlechtesten 20% einer Branchen ausgeschlossen werden oder das obere Drittel Berücksichtigung findet, kann einzeln festgelegt werden. Das hat zur Folge, dass in den gängigen Nachhaltigkeitsfonds der großen Banken in Deutschland kontroverse Unternehmen zu finden sind.
Ausschluss- und Positivkriterien in der nachhaltigen Geldanlage
Restriktiver regeln Ausschluss- und Positivkriterien die Auswahl einzelner Anlagemöglichkeiten. Wertvorstellungen lassen sich so genau berücksichtigen. Meist stehen nachhaltige oder ethische Aspekte vorn an. Kontrovers für nachhaltige Geldanlagen sind dabei Unternehmen, die in Tierversuche, Gentechnik, Atomkraft, Kinderarbeit und Rüstung involviert sind. Ausgeschlossen werden Firmen, die umweltgefährdende Herstellungsverfahren benutzen oder mangelnde Mechanismen gegen Korruption haben. Ein Blick ins Detail lässt auch hier einen gewissen Auslegungs- bzw. Handlungsspielraum zu. Fondsmanager können bspw. bei der Nutzung von Tierversuchen unterschiedlicher Auffassung sein. Restriktive Investoren schließen jegliche Versuche an Tieren aus. Bei anderen erlaubt der moralische Kompass Tierversuche, um humane Medizin weiterzuentwickeln.
Enger fassen dagegen sog. normenbasierte Negativkriterien die Titelauswahl. Diese internationalen Standards verpflichten Fonds nicht in Unternehmen zu investieren, denen Kartellrechtsverstöße oder Verstöße gegen Umweltschutzabkommen nachgewiesen sind oder die Regeln internationaler Gewerkschaftsverbände missachten.
Über Positivkriterien gelangen Aktien in die Auswahl, die bestimmte Dinge besonders gut machen. Das kann die Verbesserung der Energieeffizienz oder den ökologischen Landbau betreffen.
Engagement und Impact Investments
Meines Erachtens besonders sympathisch sind die Ansätze des Engagements und des Impact Investments. Engagement erfolgt über eine hohe Kommunikation mit den Unternehmen. Der langfristige Austausch steht im Vordergrund. So soll die Unternehmensführung und schlussendlich die gesamte Organisation für mehr Einsatz hinsichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Kritikern gewonnen werden.
Impact Investments
Impact Investments beschäftigen sich vorrangig mit ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von nachhaltigen Geldanlagen. Dabei geht der Ansatz über die reine Orientierung an Rendite und Risiko hinaus. Positive soziale und/oder ökologische Wirkungen sollen möglichst direkt nachweisbar sein. Also geht es um eine messbare positive gesellschaftliche und ökologische Wirkung. Impact Investments gehen nach dieser Definition über die bisherigen ESG- oder SRI-Ansätze hinaus. Allgemeiner gesprochen, könnten wir auch sagen, dass es eine zusätzliche Spezialisierung einer Anlage ist. Denn: genau genommen, hat jede Art von Fonds oder Investment seine Wirkung. In Deutschland stehen Impact Investments noch am Anfang. Es gibt bereits einige spezialisierte Investmentfonds und Berater. Gleichzeitig jedoch wächst das Interesse von Seiten der Investoren, der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft stark. Auch in der Politik erfährt das Thema größere Aufmerksamkeit. Im Koalitionsvertrag ist eine bessere Unterstützung von Social Entrepreneurship und sozialen Innovationen vermerkt. Die positive Entwicklung von Impact Investment geht jedoch schleppend voran.
Es gibt zu wenig geeignete Anlageprodukte in den unterschiedlichen Anlageklassen. Eines der wohl greifbarsten Anlageprodukte sind Mikrofinanzfonds. Auf den ersten Blick ließen diese eine hohe Unsicherheit vermuten. Dem ist in keinster Weise so. Erstaunlicherweise liegt die Rückzahlquote bei weit über 90% und damit manchmal deutlich über der Quote in westlichen Industriestaaten. Dies liegt einerseits an dem sehr hohen Anteil an weiblichen Kreditnehmerinnen; andererseits auch am auch hohe gesellschaftlichen Druck, das Geschäftsmodell erfolgreich ins Rollen zu bringen. In vielen Fällen hängt die Versorgung der Familie und die Schulbildung der Kinder daran. Damit sind Mikrofinanzfonds zwar kein Allheilmittel in der Armutbekämpfung, aber ein sehr sinniges Instrument in der globalen Entwicklungspolitik.
Sonstiges
Die oben beschriebenen Nachhaltigkeitsansätze können noch um ein paar wenige ergänzt werden. Diese finden in der Realität eine geringe Verwendung. Nachdem wir geklärt haben, wie Unternehmen für nachhaltige Anlageformen ausgewählt werden, wenden wir uns nun der Anlageseite zu. In den abschließenden Absätzen wird gezeigt, dass nachhaltige Fonds gute Renditen erwirtschaften.
Neueste Kommentare