Greenwashing am Beispiel der Geldanlage

Greenwashing am Beispiel der Geldanlage

Greenwashing am Beispiel der Geldanlage – das Wichtigste in Kürze

  • Greenwashing soll einen nachhaltigen Eindruck vermitteln. Das wird durch gezieltes Marketing, Werbung und grüne Labels erreicht.
  • In fast jeder Branche finden wir dafür Beispiele. Je größer das Unternehmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit kontroverse Aktivitäten zu finden. Diese führen wiederum zu Greenwashing. Auch der Finanzsektor ist davor nicht gefeit.
  • Ohne eine konkrete Definition zur ‚nachhaltigen Geldanlage‚ labeln sich viele Fonds und ETFs als grün. Aussagekräftige Analysen vom Forum Nachhaltige Geldanlage und faire-fonds.info beweisen das Gegenteil. Facing Finance und urgewald beschreiben es treffend in einem Beitrag vom 10.12.2021.
  • Im Beitrag erkären wir anhand zweiter Beispiele wie Greenwashing bei Geldanlagen funktionieren.
  • Weiter unten im Beitrag können Sie einen Blick auf einen Teil meines Depots werfen.

Wenn Sie mehr wissen möchten, lesen Sie gern weiter. Für alle weiteren Fragen und Anliegen nutzen Sie gern unser Kontaktformular.

Es könnte so einfach sein!

Würden wir andere Personen so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen, müssten wir uns um Greenwashing keine großartigen Gedanken machen!
Interessen sind in unserer Welt sehr verschieden. Und leider zeigt bei manchen der moralische Kompass in eine vollkommen andere Richtung!
Deswegen müssen wir uns mit Themen wie Greenwashing auseinandersetzen.

Greenwashing
Manchen Definitionen ist zu entnehmen, dass Greenwashing etwas mit Reinwaschen hinsichtlich Ökologie und Nachhaltigkeit zu tun hat. Dabei lässt es sich mit Verwaschen oder Einfärben viel treffender deuten. Es geht nicht darum, ein Produkt von allen Umweltverschmutzungen, Menschenrechtsverletzungen und Korruptionen zu befreien. Es soll vielmehr der nachhaltige Eindruck mittels Werbung, Marketing und grünen Labels aufgetragen werden.

Beispiele für Greenwashing lassen sich zu Hauf anführen. Wir finden sie in der Lebensmittel- und Energiebranche, im Tourismus, im Einzelhandel oder bei Konsumgütern. Gängige Praxis ist es auch im Finanzbereich.

Dem Großteil der Anleger:Innen ist nachhaltige Geldanlage wichtig. Aus Kundensicht ist es jedoch schwierig, geeignete grüne Fonds zu finden. Den Gedanken Greenwashing entsteht schnell. Oftmals bedarf es eines tieferen Blickes in die Fondsunterlagen, um einen nachhaltigen Fonds oder ETF von denen zu unterscheiden, die nur einmal grün angestrichen haben.

Sogenannte ESG-Kriterien stoßen bei immer mehr Anlegern auf positive Resonanz. Die Anzahl der ESG-Fonds nimmt stetig zu und damit leider auch die Wahrscheinlichkeit an Greenwashing zu geraten. Waren es um 2010 noch insgesamt 30 nachhaltige Fonds, so sind derzeit 1.417 in Deutschland zugelassen. Allein in 2020 flossen 21 Milliarden Euro ESG-Fonds zu. Damit verwalten diese per 31.12.2020 circa 147 Milliarden Euro.

 

Verdacht von Greenwashing

Circa die Hälfte der neuen nachhaltigen Fonds sind bereits bestehende Produkte, die ihr Anlagekonzept umschreiben. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass Greenwashing im Spiel ist“, warnte Morningstar bereits im Frühjahr 2020.
Mittels EU-Offenlegungsverordnung, Taxonomie und ESG-Kriterien soll maximale Transparenz in die nachhaltige Geldanlage kommen und Greenwashing vermieden werden.

Eine Einschätzung, die ECOreporter teilt.
Insbesondere bei sogenannten nachhaltigen ETFs stellen wir immer wieder fest, dass es mit der Nachhaltigkeit nicht weit her ist. Die meisten der bislang von uns getesteten ETFs erhielten eine schlechte bis sehr schlechte Nachhaltigkeitsnote. Investments in Öl, Kohle, Atomenergie und Rüstung sind bei angeblich grünen ETFs leider eher die Regel als die Ausnahme.

Der Prozess kontroverse Unternehmen aus einer Geldanlage rauszuhalten, ist ein sehr aktiver und wird es wohl auch bleiben. Einerseits werden klassische ETFs diese Arbeit nur schwer abbilden können. Das heißt., dass Anleger:Innen in der passiven Welt sehr wenige nachhaltige Fonds finden werden. Mit gutem Beispiel gehen der Natur Aktien Index (NAI) und der Global Challenges Index (GCI) voran.
Andererseits nutzen die deutschen Hausbanken den Trend, um die nächste Marketingkuh durchs Dorf zu treiben. Es geht darum, Ausgabeaufschläge für die Bank einzunehmen und nicht darum, eine positve Rendite mit guten nachhaltigen Fonds zu generieren. Somit werden wir auch in der aktiven Fondswelt detailliert prüfen müssen, welche Fonds Greenwashing betreiben und welche wirklich kontroverse Unternehmen systematisch ausschließen.

Wie nachhaltige Geldanlage funktionieren kann, zeigt dieser Beitrag. Folgen Sie dem Link.

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Greenwashing im Detail

Wikipedia führt unter Greenwashing (englisch; wörtlich „grünwaschen“) dies auf: In der Öffentlichkeit soll seinem Unternehmen ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image verliehen werden. Einen trifftigen Grund muss es dafür nicht geben.

Kontroverse Unternehmen mit risikoreichen und umweltschädlichen Produkten oder unwürdigen Arbeitsbedingungen nutzen seit langem das Phänomen Greenwashing. Beispiele finden Sie bei Bergbau- und Atomkraftwerken, in der chemischen, pharmazeutischen oder Lebensmittelindustrie sowie bei Logistik- und Textilunternehmen.
Für Konsumenten und Institutionen ist es sehr herausfordernd, solche Geschäftspraktiken zu überprüfen oder sie den Unternehmen nachzuweisen. Konzernen, denen Greenwashing nachgewiesen werden kann, werden mit Negativpreisen überhäuft. Medial wirksam verleiht die Deutsche Umwelthilfe den Goldenen Geier für dreiste Umweltlügen. 2021 sind RWE, BMW Motorräder, Nespresso, Henkel & Schwarzkopf und Tetra Pak nominiert.

 

Negativpreis für dreiste Umweltlügen

Wenn ein Image des verantwortungsbewussten Handelns durch gezielte Desinformationen erschaffen werden soll, dann lenken Unternehmen von Problemen mit ihren Produkten ab. Greenwashing funktioniert auch, weil das Bewusstsein für nachhaltiges Leben in den letzten Jahren immer stärker geworden ist. Im Zusammenhang mit der Informationsflut wird ein Nachprüfen jedoch unmöglich.

 

Greenwashing täuscht nachhaltiges Handeln vor

Beispiele mit naturnahen Bildern von Hühnern, Schweinen und Kühen lenken von der konventionellen Massentierhaltung ab. In Verbindung mit selbstdesignten Siegeln wird ein seriöser umweltfreundlicher Eindruck vermittelt, lautet es auf quarks.de.
Ebenso ist es auch immer Auslegungssache. Ein Bekleidungshersteller bewirbt T-Shirts aus Bio-Bauwollen und vermittelt so ein Bild, dass das gesamte Sortiment Bio ist. Darüber hinaus fehlt die Aussagekraft über die Arbeitsbedingungen der Baumwollernte vor Ort.

 

Bisher ist nichts definiert!

Was hat Greenwashing nun mit den eigenen Finanzen zu tun? Egal in welche Branche wir schauen, wird deutlich, dass es an rechtlich bindenden Definitionen mangelt. Es ist weder definiert, was genau ‚regional‘ ist, noch sind die Begriffe ‚klimafreundlich‘ und umweltschonend‘ juristisch beschrieben. Als nachhaltige Geldanlage könnte sich jeder Fonds betiteln.

Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ wurde mittlerweile im Rahmen der EU-Taxonomie genauer bestimmt. Von einer strengen Regelung hat die EU abgesehen. Somit müssen nachhaltige Geldanlage keine Konsequenzen fürchten, sollten sie ihre Arbeit schlecht machen.
Wenn wir festhalten, dass Ende 2020 nachhaltige Fonds ein Vermögen von 335 Milliarden Euro verwalteten (in Deutschland) und das nur acht Prozent des gesamten Fondsmarktes ausmacht, dann könnte eine konkrete und bindende Definition schon Sinn ergeben.

 

Bleiben Sie infomiert

Greenwashing ist ein ernstes Thema. Melden Sie sich hier gern zu unserem Newsletter an. Sollten Sie konkrete Fragen oder Anliegen haben, buchen Sie sich alternativ einen Termin. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

Beispiel für Greenwashing

Bei allen Fondsgesellschaften finden Sie heutzutage nachhaltige Fonds beziehungsweise Fonds, die so benannt sind. In diesem Abschnitt erfahren Sie anhang der Fondsgesellschaften iShares und Deka wie Greenwashing bei Geldanlagen funktionieren. Die Daten kommen dabei von justetf.com, deka.de und faire-fonds.info. Beispielsweise verwaltet Deka den Deka-Nachhaltigkeit Aktien (LU0703710904) und iShares legt den iShares DAX ESG UCITS (DE000A0Q4R69) auf.

Wenden wir uns zunächst dem Deka-Fonds zu. Wie Sie dem verlinkten Jahresbericht der Fondsgesellschaft entnehmen können, war der Fonds per 31.10.2021 unter anderem in folgenden Unternehmen investiert.

  • Siemens, Mitsubishi, Apple, Amazon, Bank of America, PepsiCo, Mondelez, …
  • Zusammengefasst stehen diese Konzerne für Umweltverschmutzung und -zerstörung, Produktion und Finanzierung von Rüstungsgütern sowie Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten

Betrachten wir weiter den iShares DAX ESG. Spannend ist hier zu lesen, dass der Fonds Unternehmen, die in den Bereichen Waffen und Rüstung tätig sind, ausschließt. Der Fonds investiert dabei per 18.04.2022 in:

  • Volkswagen, Daimler, Deutsche Bank, Puma, BASF, …
  • Auch hier finden Sie die Produktion und Finanzierung von Rüstungsgütern, Umweltverschmutzung und -zerstörung, Korruption sowie Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten

Die hier gewählten Anlagen sind sehr klein und investieren damit nur wenige Millionen Euro in die obigen Firmen. Wir könnten hier unzählige weitere aktive und passive Fonds aufführen und wir würden bei allen Greenwashing finden. Das Ergebnis wäre ähnlich bis gleich. Schließen wir diesen Abschnitt, dann können wir ein dreistes Agieren der Fondsgesellschaften festhalten – fast als wöllten sie die Anleger:Innen für dumm verkaufen.

Wie nachhaltig kann ein ETF sein?

Im Social Science Research Network 2020 haben Dr. Claude Lopez, Dr. Oscar Contreras und Joseph Bendix die Studie ESG RATINGS: THE ROAD AHEAD veröffentlicht. Das Ergebnis könnte nicht vernichtender sein.

Viele der großen Investment-  und Fondsgesellschaften legen nur einen Bruchteil ihres verwalteten Vermögens ESG-konform an. Der überwiegende Teil der hier abgebildeten Anlagehäuser legt weniger als 0,10 Prozent vom gesamten verwalteten Vermögen wirklich nachhaltig an.
Das sind gute Beispiele für dummes Geld wie Roman Pletter treffend schreibt und sie haben mit einer ethischen Geldanlage nichts zu tun.

Greenwashing verlangt Aufmerksamkeit

Die Vielzahl an vermeindlichen Qualitätssiegeln erfordert regelmäßige Kontrolle und Aufmerksamkeit von uns als Kunden:Innen. Egal ob wir Lebensmittel in der Kaufhalle oder Anlageprodukte fürs Depot und die Altersvorsorge erwerben, die Verantwortung liegt bei uns selbst. Der kritische Blick ins Detail ist ausreichend. Derart erhalten wir einen ersten Eindruck und ein Gefühl, ob ein weiteres Beschäftigen mit dem Produkt lohnenswert ist.

Quo vadis Greenwashing? Die EU beschäftigt sich im Rahmen der Offenlegungsverordnung und insbesondere durch den EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ mit dem Thema. Es gibt keine genaue Definition des Begriffs „nachhaltig“. Die EU hat mittels ‚Taxonomie‘ ein Einordnungssystem für nachhaltige Geldanlagen erschaffen. Die erste Taxonomie-Verordnung startet am 1. Januar 2022. Dabei setzt sich die EU folgende Umweltziele für eine Klimaneutralität bis 2050:
1) Klimaschutz
2) Anpassung an den Klimawandel
3) nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
4) Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft einschließlich Abfallvermeidung und Recycling
5) Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
6) Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme

Die ESG-Kriterien sollen Einzug in die Privatkundenberatung halten. Zukünftig müssen Nachhaltigkeitspräferenzen erfragt werden. Auch wenn noch keine einheitliche Definition der nachhaltigen Geldanlage existiert, helfen die ESG-Kriterien und die FNG-Profile einen individuellen Eindruck des Verständnis‘ von Nachhaltigkeit zu bekommen. Sie können entscheiden, inwieweit Rüstung, Kohleinvestments und Kinderarbeit ausgeschlossen werden. Bei den wirklich nachhaltigen Anlagen kann so Greenwashing unterbunden werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

ESG-Kriterien

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) schreibt: „Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihren Finanzanalysen den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. Es beinhaltet auch eine explizite schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.“

Alle drei Aspekte spielen eine gewichtige Rolle für ethischen Geldanlagen und sind wichtig, um Greenwashing zu vermeiden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Seite der Governance. Gute Unternehmensführungen sind weniger anfällig für Missmanagement, Skandale und Korruption. Auch die gesamte Ausrichtung der Unternehmen auf mehr Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen wird durch eine positive Unternehmenskultur gefördert.

Mit Hilfe der ESG-Kriterien lässt sich Greenwashing auf Fondsseite ausschließen. Als Fachberater für Nachhaltige Geldanlagen werfen wir ab und an einen Blick in die Nachhaltigkeitsberichte der relevanten Unternehmen. Neben schicken Marketingbildern bekommen wir so einen Eindruck von der generellen Tendenz hin zu mehr Nachhaltigkeit oder eben auch nicht. Der Blick auf die Unternehmensseite vermittelt so ein gutes Bild, ob man es mit Greenwashing zu tun hat.

Wir haben die Wahl!

Fazit zum Greenwashing

Nachhaltige Geldanlagen müssen einerseits in grüne Unternehmen investieren. Andererseits gilt es auch, Unternehmen mit auf die Reise zu nehmen, die in mehr Zukunftsfähigkeit investieren wollen. Nachhaltige Fonds können mit wirtschaftlichen Aktivitäten proaktiv und effektiv zum Strukturwandel beitragen. Denn nicht nur die Produktion an sich darf zukunftsfähig sein. Es geht auch um den nachhaltigen Gebrauch des Produktes. Achten wir gemeinsam darauf, ist Greenwashing chancenlos.

In der Beratung ein Muss. Für Finanzberater:Innen kommen nun neben der Anwendung der allgmeinen Anlagegrundsätze das Erfragen von  Nachhaltigkeitspräferenzen hinzu. Das heißt, dass neben der grundsätzlich qualitativen Auswahl eines Anlageproduktes die Anwendung und Umsetzung der ESG-Kriterien erfolgt. Dies wird ab 2022 der Fall sein. Eine Entwicklung in die richtige Richtung.

Was sind nachhaltige Geldanlagen?

Was sind nachhaltige Geldanlagen?

Was sind nachhaltige Geldanlagen? – Zusammenfassung

Geld wirkt in unserer Welt!

  • Was macht meine Bank mit meinem Geld?
  • Wohin fließt das Geld in meiner Altersvorsorge?
  • Unterstütze ich sogar die Abholzung des Regenwaldes?
  • Finanziert mein Geld die Produktion von Waffen?
  • Welche Ökofonds gibt es? Kann ein ETF nachhaltig sein?

Die Nachhaltige Geldanlage beantwortet viele Fragen. Sie ist die wohl größte Stellschraube für eine zukunftsfähige Welt. Mit grünen Investments können Sie Ihr Geld sinnvoll anlegen. Aktive und wenige passive Fonds schließen kontroverse Unternehmen aus. Stattdessen investieren sie in verantwortungsvolle Unternehmen und Branchen. Mit grünen Fonds und Nischenprodukten wie Mikrofinanzfonds können Sie Ihre Renditeerwartung mit persönlichen Werten unter einen Hut bringen.

Begriffsbestimmung

Nachhaltigkeit ist ein sehr alter Begriff. Ursprünglich kommt er aus der Forstwirtschaft. Demnach darf nur so viel Holz geschlagen werden, wie im selben Zeitraum auch nachwachsen kann. Hier kam erstmalig der Gedanke der Kreislaufwirtschaft auf.

2016 traten die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SGDs: sustainable development goals) durch die Vereinten Nationen in Kraft. Die Ziele sind unterschiedlich gewichtet und betreffen: Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung, Förderung von Bildung, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Sofortmaßnahme gegen den Klimawandel, Bewahrung der Ozeane und viele mehr.

Mit einem Gefühl der Verantwortung betrachten heutzutage viele Menschen ihre Umwelt. Und mit Umwelt ist in diesem Zusammenhang nicht nur der Klimaschutz gemeint. Die Vokabel fasst viele Aspekte zusammen. Mittlerweile gibt es laut der EU eine Definition für Nachhaltigkeit (Taxonomie). Gemäß derer ist aber Atomkraft und Gas auch nachhaltig.

Für die nachhaltige Geldanlage bieten die drei Buchstaben ESG eine sehr gute Orientierung. Sie sind der Kern von ethischen und ökologischen Geldanlagen und stehen für: Environment (Umwelt), Social (soziale Bestandteile) und Governance (gute Unternehmensführung).

ESG-Kriterien

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) schreibt: „Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihren Finanzanalysen den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. Es beinhaltet auch eine explizite schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.“

Einerseits geht es um die Vermeidung bzw. Reduzierung von Abfallproduktion, Rohstoffverschwendung, Umweltverschmutzung, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Rüstung, Steuervermeidung und vieles mehr. Andererseits sollen Artenschutz, Kreislaufwirtschaft, gute Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmaßnahmen, gute Unternehmensphilosophien und -führungen gefördert werden.

Alle Aspekte von ESG spielen eine gewichtige Rolle wenn Sie nachhaltig investieren wollen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Seite der Governance. Gute Unternehmensführungen sind weniger anfällig für Missmanagement, Skandale und Korruption. Auch die gesamte Ausrichtung der Unternehmen auf mehr Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen wird durch eine positive Unternehmenskultur gefördert.

Fragen

Nachhaltige Geldanlagen: ein paar praktische Beispiele gefällig?

Über den Ausschluss von Rüstung wären Sie in vielen Finanztitel nicht investiert gewesen, die in der Finanzkrise reihenweise massiv an Wert verloren haben.
Über Positivkriterien wären Sie in klimafreundlichen Branchen investiert und hätte somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie wären der Korruption bei VW mit dem Dieselskandal aus dem Weg gegangen. Und Sie hätten längst BP gemieden als deren Ölplattform im Golf von Mexico explodierte.

Die Entscheidung liegt bei uns

Nachhaltige Geldanlagen: wie eine Stimmabgabe bei der Wahl

Sie können bei Ihren Investments mehr als nur finanzielle Ziele verfolgen. Die Rendite wird mit Ihren Wertvorstellungen synchronisiert. Das ist eine Art Demokratisierung der Vermögensanlage. Soll Geld in Waffen, in Kinderarbeit und in Atomenergie fließen oder in Erneuerbare Energie, klimaschützende Wirtschaft und soziale Unternehmen?

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Nachhaltigkeitsansätze der nachhaltigen Geldanlage

Die oben genannten ESG-Kriterien sind Grundlage für verschiedene Ansätze der Titelauswahl in Fonds. Darüber hinaus sollen die final zusammengestellten Portfolien die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen unterstützen. Die folgenden Ansätze, um Gelder wirklich nachhaltig anzulegen, helfen Greenwashing zu vermeiden.

Best-in-Class

Der verbreitetste Anlageprozess für nachhaltige Geldanlagen ist der Best-in-Class-Ansatz. Werden mittels des Best-in-Class-Ansatzes einzelne Titel ausgewählt, bekommen die Branchenbesten hinsichtlich der ESG-Kriterien den Zuschlag. Es lässt sich auch festhalten, dass durch diesen Ansatz eine Reihenfolge für jeden Sektor entsteht. Die Branchenführer müssen dabei aber nicht zwingend aus nachhaltigen Branchen kommen. Es finden auch Unternehmen aus kontroversen Bereichen Beachtung. Ein Großteil der Nachhaltigkeitsfonds arbeitet mit diesem Ansatz. Wie bereits beschrieben findet man so oftmals Unternehmen wie google, Microsoft, Amazon, Coca Cola usw. in den Fonds. Das Motiv dahinter ist, durch Vorbilder die gesamte Branche zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Gut gemeint ist leider häufig nicht gut gemacht!

Eine Verbesserung des o.g. Ansatzes ist der Best-of-Class. Hierbei wird die Unternehmensbewertung mit der Bewertung der einzelnen Unternehmen kombiniert. Daraus ergibt sich, dass in einer nicht nachhaltigen Branche ein Konzern umso mehr leisten muss, um für ein Invest in Frage zu kommen. Somit kann es auch zum Ausschluss ganzer Branchen kommen. Aber auch das muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es ist der lockerste Ansatz in der Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien und darin besteht die Kritik. Ob nur die schlechtesten 20% einer Branchen ausgeschlossen werden oder das obere Drittel Berücksichtigung findet, kann einzeln festgelegt werden. Das hat zur Folge, dass in den gängigen Nachhaltigkeitsfonds der großen Banken in Deutschland kontroverse Unternehmen zu finden sind.

Ausschluss- und Positivkriterien in der nachhaltigen Geldanlage

Restriktiver regeln Ausschluss- und Positivkriterien die Auswahl einzelner Anlagemöglichkeiten. Wertvorstellungen lassen sich so genau berücksichtigen. Meist stehen nachhaltige oder ethische Aspekte vorn an. Kontrovers für nachhaltige Geldanlagen sind dabei Unternehmen, die in Tierversuche, Gentechnik, Atomkraft, Kinderarbeit und Rüstung involviert sind. Ausgeschlossen werden Firmen, die umweltgefährdende Herstellungsverfahren benutzen oder mangelnde Mechanismen gegen Korruption haben. Ein Blick ins Detail lässt auch hier einen gewissen Auslegungs- bzw. Handlungsspielraum zu. Fondsmanager können bspw. bei der Nutzung von Tierversuchen unterschiedlicher Auffassung sein. Restriktive Investoren schließen jegliche Versuche an Tieren aus. Bei anderen erlaubt der moralische Kompass Tierversuche, um humane Medizin weiterzuentwickeln.

Enger fassen dagegen sog. normenbasierte Negativkriterien die Titelauswahl. Diese internationalen Standards verpflichten Fonds nicht in Unternehmen zu investieren, denen Kartellrechtsverstöße oder Verstöße gegen Umweltschutzabkommen nachgewiesen sind oder die Regeln internationaler Gewerkschaftsverbände  missachten.

Über Positivkriterien gelangen Aktien in die Auswahl, die bestimmte Dinge besonders gut machen. Das kann die Verbesserung der Energieeffizienz oder den ökologischen Landbau betreffen.

Engagement und Impact Investments

Meines Erachtens besonders sympathisch sind die Ansätze des Engagements und des Impact Investments. Engagement erfolgt über eine hohe Kommunikation mit den Unternehmen. Der langfristige Austausch steht im Vordergrund. So soll die Unternehmensführung und schlussendlich die gesamte Organisation für mehr Einsatz hinsichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Kritikern gewonnen werden.

Impact Investments

Impact Investments beschäftigen sich vorrangig mit ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von nachhaltigen Geldanlagen. Dabei geht der Ansatz über die reine Orientierung an Rendite und Risiko hinaus. Positive soziale und/oder ökologische Wirkungen sollen möglichst direkt nachweisbar sein. Also geht es um eine messbare positive gesellschaftliche und ökologische Wirkung. Impact Investments gehen nach dieser Definition über die bisherigen ESG- oder SRI-Ansätze hinaus. Allgemeiner gesprochen, könnten wir auch sagen, dass es eine zusätzliche Spezialisierung einer Anlage ist. Denn: genau genommen, hat jede Art von Fonds oder Investment seine Wirkung. In Deutschland stehen Impact Investments noch am Anfang. Es gibt bereits einige spezialisierte Investmentfonds und Berater. Gleichzeitig jedoch wächst das Interesse von Seiten der Investoren, der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft stark. Auch in der Politik erfährt das Thema größere Aufmerksamkeit. Im Koalitionsvertrag ist eine bessere Unterstützung von Social Entrepreneurship und sozialen Innovationen vermerkt. Die positive Entwicklung von Impact Investment geht jedoch schleppend voran.

Es gibt zu wenig geeignete Anlageprodukte in den unterschiedlichen Anlageklassen. Eines der wohl greifbarsten Anlageprodukte sind Mikrofinanzfonds. Auf den ersten Blick ließen diese eine hohe Unsicherheit vermuten. Dem ist in keinster Weise so. Erstaunlicherweise liegt die Rückzahlquote bei weit über 90% und damit manchmal deutlich über der Quote in westlichen Industriestaaten. Dies liegt einerseits an dem sehr hohen Anteil an weiblichen Kreditnehmerinnen; andererseits auch am auch hohe gesellschaftlichen Druck, das Geschäftsmodell erfolgreich ins Rollen zu bringen. In vielen Fällen hängt die Versorgung der Familie und die Schulbildung der Kinder daran. Damit sind Mikrofinanzfonds zwar kein Allheilmittel in der Armutbekämpfung, aber ein sehr sinniges Instrument in der globalen Entwicklungspolitik.

Sonstiges

Die oben beschriebenen Nachhaltigkeitsansätze können noch um ein paar wenige ergänzt werden. Diese finden in der Realität eine geringe Verwendung. Nachdem wir geklärt haben, wie Unternehmen für nachhaltige Anlageformen ausgewählt werden, wenden wir uns nun der Anlageseite zu. In den abschließenden Absätzen wird gezeigt, dass nachhaltige Fonds gute Renditen erwirtschaften.

Sicherheit, Rentabilität und Liquidität

Nachhaltige Geldanlagen und Rendite

Wollen Sie Geld anlegen, bewegen Sie sich immer im Spannungsfeld von Rendite, Risiko und Verfügbarkeit. Das Ziel eine ansprechende Rendite zu erzielen, geht mit höherem Risiko (sprich Volatilität/Schwankung) einher. Der zeitliche Anlagehorizont bewegt sich dabei Richtung zehn Jahre. Sollen Teile des Vermögens dagegen kurzfristig (bis drei Jahre) sicher verfügbar sein, kommen Risiko und damit auch Rendite nicht in Frage. Sie lassen Ihre Geld auf dem Konto liegen.

Bei nachhaltigen Geldanlagen kommt eine vierte Komponente dazu. Diese überlagert alle drei Aspekte im Spannungsfeld der Geldanlage (Rendite, Risiko und Verfügbarkeit). So können Sie kurzfristig verfügbare Gelder auf dem Konto einer Nachhaltigkeitsbank liegen lassen. Vermögen, welches mittel- oder sogar langfristig nicht benötigt wird, kann im Depot oder in der Altersvorsorge in nachhaltige Misch- oder Aktienfonds angelegt werden.

Je nach Zeithorizont kann das Risiko (sprich die Schwankungsbreite) des Fonds anwachsen. Diese beträgt bei einem Aktienfonds schon mal 30 Prozent. Lassen Sie uns hier kurz bewusst machen, dass die Vokabel Risiko missverstanden werden kann. Volatilität und damit die oben beschriebene Schwankung ist richtig. Einem Risiko wären wir ausgesetzt, würden wir eine einzelne Aktie kaufen oder in Krypowährung investieren oder mit Optionsscheinen handeln. Das Finanzinstrument eines Fonds ist dafür da, unsystematisches Risiko zu minimieren.

Verschiedenste Studien deuten mittlerweile auf einen Renditevorsprung von Unternehmen hin, die Nachhaltigkeitsthemen beachten. Obgleich dies meines Erachtens gar nicht so wichtig ist.
Da Anleger:Innen verlustavers sind, kann vor allem die Krisenfestigkeit nachhaltig ausgerichteter Fonds erwähnt werden. Einerseits werden bestimmte Risiken bereits ausgeschlossen. Andererseits bewerten die Fonds innovative zukunftsträchtige Wachstumsmärkte über. In der Corona-Krise 2020 schnitten ESG-Fonds in ihrer Performance besser als entsprechende konventionelle Produkte ab. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen hat dies untersucht.

Wie lege ich mein Geld an

Fazit zur nachhaltigen Geldanlage

Mittels der oben beschriebenen Aspekte und Kriterien können Sie Ihre Geldanlage sehr genau steuern. Geld wirkt in unserer Welt und es ist wohl die größte Stellschraube für einen zukunftsfähigen Planeten. Lassen Sie uns Verantwortung übernehmen.

Anfangs ist der Blick auf das generell nachhaltige Wirtschaften von Unternehmen ausgerichtet. Darüber hinaus werden gesamte Lieferketten in die Analyse von nachhaltigen Geldanlagen einbezogen und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:Innen bewertet. Im Auswahlprozess der Unternehmen wird die Fragestellung beantwortet, wie Ressourcen eingesetzt und eingespart werden. Abschließend geht es darum, wie klimafreundlich Produkte hergestellt werden und vor allem wie klimafreundlich diese Produkte in der späteren Nutzung sind.

Auf die unterschiedlichsten Weisen hinterlassen wir eine Wirkung auf unserem Planten. Indem wir in näheren Regionen Urlaub machen, weniger Fleisch konsumieren und vor allem unser Geld nachhaltig anlegen. Auf der obigen Grafik sehen Sie einen Teil meines Depots. Mit Einmalanlagen und monatlichen Sparplänen investiere ich in diese nachhaltigen Geldanlagen.

Im Portfolio befinden sich aktive und passive Investmentfonds. Die mittelfristig defensiven Fonds stellen in Krisen die Absicherung nach unten dar. Die langfristigen Aktienfonds laufen teilweise deutlich besser als die beiden Vergleichsindizes DAX und MSCI World.

Macht eine Immobilie glücklich?

Macht eine Immobilie glücklich?

Einleitung zur Immobilie

In diesem Beitrag soll es um die Immobilie gehen. Des Deutschen – neben dem Auto – zweitliebstes Kind. Wir wollen uns der Frage stellen, ob eine Immobilie glücklich machen kann.

Zunächst einmal möchte ich Folgendes festhalten. Im eigenen Haus wohnen und auf eigenem Grund stehen: großartig! Die eigenen Obstbäume verschneiden und auf der eigenen Wiese grillen: fantastisch!

Und dies soll auch kein Plädoyer gegen die eigenen vier Wände werden. Ich finde Immobilienbesitz toll. In der Regel sind Immobilienbesitzer am Ende ihres Lebens sogar vermögender als Menschen ohne Betongold. Und um neuerdings Negativzinsen zu vermeiden, ist es deutlich besser als das Vermögen auf dem Konto liegen zu haben.

Begründet liegt dies im positiven Zwangssparvertrag – DER KREDIT! Die Motivation des Zurückzahles einer 25 Jahre laufenden Finanzierung ist deutlich größer als die intrinsische Motivation zum generellen Sparen für Personen ohne Baufinanzierung. Letztere gönnen sich dann doch das komfortablere Auto, nehmen einen Urlaub pro Jahr mehr mit und vieles mehr.

Das Eigenheim oder die Eigentumswohnung sind großartig und fantastisch und zugleich ein Luxus, den Sie sich leisten können müssen. Mit sich-leisten-können ist mehr als nur das notwendige Kleingeld gemeint. Ein Haus zu kaufen, hat Konsquenzen. Häufig liegen diese erst einmal im Vorborgenen.

Neben großartig und fantastisch ist das Eigenheim vor allem eines: massiv überschätzt. Der Wert der eigenen Immobilie ist derart emotional beladen, dass viele gute Gegenargumente nicht gehört werden wollen.
Zudem wird das Bild des eigenen Heims logischerweise durch Banken, Immobilienmakler und Bausparkassen viel zu einseitig beschrieben.

Dieser Beitrag soll die anderen Seite der selbstgenutzten Immobilien aufzeigen. Schauen Sie sich die beiden Videos an, könnten Sie fast alles gehört haben. Die zehn Gedanken von Holger Grethe fassen wir für Sie noch mal detailliert zusammen und erweitert sie.

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.

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Allgemeines

Ein erfolgreicher Investor hat seinen Hauskauf immer als sein zweitbestes Investment bezeichnet. Damit will er zum Ausdruck bringen, dass eine stabile Partnerschaft die wichtigste Grundlage für ein glückliches Leben ist. Unterstrichen wir dies von einer Harvard-Studie, die über die vergangenen 75 Jahre getätigt wurde. Darin werden belastbare Beziehungsebenen zu anderen Menschen hervorgehoben. Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen. Das Ergebnis der Studie wundert also wenig.

Eines der großen Lebensziele ist für viele die eigene Immobilie. Es verspricht Glück, Geborgenheit und Stabilität. Nur leider hält das Versprechen nicht immer. Beleuchten wir das märchenhafte Bild der Immobilie in Deutschland von einer anderen Seite.

Erster Weg: Immobilien machen immobil

Singles und Paare mit einer Immobilie sind unflexibel. Bei Singles kann das passende Pendant 50 Kilometer entfernt wohnen. Ein Teil der Lebensgemeinschaft wird Abstriche machen müssen, wollen beide zusammenziehen. Das Argument die eigene Immobilie dann zu vermieten, ist richtig und gut. Unterschätzen Sie dabei bitte nicht die emotionale Bindung an die eigenen vier Wände. Das macht Entscheidungen manchmal schwierig.

Für Singles kann es ein Hindernis in der Partnersuche darstellen. Dem Namen nach macht eine Immobilie immobil. Damit könnte die Wahrscheinlichkeit auf eine gute und stabile Partnerschaft sinken.

 

Zweiter Weg: Weniger Zeit für die Liebe

Das Eigenheim ist ein Projekt, mit dem sich Paare lange Zeit ablenken können. Sie machen während des Hauskaufes oder Hausbaus eine anstrengende Phase durch. Liegt diese hinter ihnen, stellt sich der gleiche Alltag wie davor ein. Das Arbeiten an der Beziehung und das sich füreinander Mühen geben, könnte wieder im Vordergrund stehen.

Nach dem anstrengende Abenteuer eines Hausbaus oder Hauskaufes sind Familien augenscheinlich besser situiert und leben wohlhabender. Nur leider macht der Besitz nicht zwangsläufig glücklicher. Manche Bücher sprechen sogar davon, dass Besitz die Wurzel allen Übels ist. Die private Zeit der Zweisamkeit wurde während des Hausbaus drastisch eingeschränkt. Die Zeit und die Energie füreinander fehlten. Ohne es zu wollen, vernachlässigen sich die Gegenüber. Es fehlt die Zeit für alltägliche Gespräch. Und es fehlt sogar die Zeit für die Libido.

Ein temporäres Verschieben des ‚Beziehungsschwerpunktes‘ kann okay sein. Fehlen dauerhaft Dankbarkeit, Anerkennung und Zuneigung wird es in jeder Partnerschaft schwierig. Zudem verringert sich die Fähigkeit erkannte Konflikte anzusprechen. Fehlt dieses Maß an Kommunikation schaukeln sich unausgesprochene Konfliktherde unbewusst hoch. Das ist meist der Anfang vom Ende.

Dritter Weg: Noch weniger Zeit mit Kindern (dafür aber ein Eigenheim)

Paare erwerben Eigentum, weil sie Kinder haben oder welche im Zulauf sind. Die Kinder sollen ein eigenes Zimmer haben und im Garten eine Sandkiste vorfinden. Bereits ohne Immobilie fahren Eltern mit Kleinkindern am Anschlag. Wenn bisher wenig Zeit für Freunde, Sport, gemeinsame Zeit und Hobbies war, ist das Zeitbudget mit Eigenheim quasi Null.

Das Stresslevel in den ersten sechs bis acht Erziehungsjahren steigt stetig. Einer Phase im Leben, die für sich allein bereits eine ‚Extremsituation‘ darstellen kann, wird mit der eigenen Immobilie eine weitere Belastung hinzugefügt. Jede:r Projektmanager:In würde Alarm schlagen. Für das eigene Leben sind wir häufig blind. Damit nimmt das Potential für Missstimmungen zu. Das erwähnte Konfliktpotential haben Sie im zweiten Weg bereits gelesen.

 

Vierter Weg: Unrealistische Glückserwartungen gegenüber einer Immobilie

Alles Neue folgt der selben Logik. Nach der Anfangseuphorie stellt sich Alltag und Gewöhnung ein. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Nach der Phase des ‚forming‘ gehen wir ins ’storming‘ über. Das heißt, unterschwellige Konflikte treten erneut zu Tage. Es kommt im Alltag zu Konfrontationen. Das Gefühl des Vorwärtskommen schwindet. Egal in welcher Art von Team kommt es auf diese Phase an. Schaffen wir aus einer jeweiligen Situtation nicht das Beste zu machen, jagen wir unrealistischen Glückserwartungen im Außen hinterher. Herzlich Willkommen in unserer Gesellschaft. Oft folgen Paare bei ihrem Wunsch, ein Haus zu bauen, gesellschaftlichen Vorstellungen. Ein Haus zu bauen, gehört einfach dazu.

In der Glücksforschung wird dieser Prozess „hedonistische Adaption“ genannt. Diese Erkenntnis für das eigenen Verhalten kann für ein Leben in unserer heutigen Konsumgesellschaft wichtig sein. Die Rückbesinnung auf gesellschaftliche Werte und belastbare Beziehungsebenen ist sinnstiftender, als das neuste Smartphone, das nächstgrößere Auto oder eben das Eigenheim.

Damit ich mich hier richtig ausdrücke. Ich bin ganz klar für Fortschritt und Entwicklung. In unserem ökonomisierten Liberalismus fehlt mir nur die Erkenntnis, dass es vor allem um persönliche Entwicklung geht. Nur wenn es den Menschen in einer Gesellschaft gut geht, kann sich das Individuum um die Gesellschaft kümmern. In der persönlichen Nutzenmaximierung geht dieser Punkt leider unter und wir werden weder glücklich im Innen noch im Außen.

Fünfter Weg: Geldknappheit durch Eigenheim

Viele Finanzkonzepte mit dem Wunsch zur eigenen Immobilie sind knapp bemessen. Es kommt immer wieder vor, dass ich von Finanzierungen auf Grund mangelnden Budgets abrate. Die nächstbeste Hausbank finanziert das Objekt dennoch. Um mit den eigenen vier Wänden glücklich zu werden, sollten Sie mindestens 20% Eigenkapital mitbringen. Kostet ein Haus 300.000,- € sind 60.000,- € eigene Mittel ratsam.

Wollen Sie es vorsichtig kalkulieren, wäre noch etwas mehr Kapital schön. Beim Kauf einer Immobilie oder beim Bau wird es immer unvorhergesehene Ereignisse geben. Diese nicht eingeplanten zusätzlichen Kosten können zu zusätzlichem Druck führen. Kalkulieren Sie vorsichtig, so wie es jede:r Unternehemer:In machen sollte. Fertigen Sie eine detaillierte Einnahmen-Ausgaben-Übersicht an. Diese sollte auch nach dem Erwerb der Immobilie ein positives Saldo aufweisen.

Sechster Weg: Negative Folgen im Alltag

Gerade in urbanen Gebieten führt die eigene Immobilie häufig zu längeren Arbeitswegen. Entweder weil die Eigentumswohnung nicht in der Nähe der Arbeitsumgebung liegt oder weil der Weg aus dem Umland gefahren werden muss. Diesen Aspekt sollten Sie in Ihrem Alltag beachten. Diese längeren Fahrtwege haben noch weniger Zeit für Familie, Sport und Hobbies zur Folge. Das Konfliktpotential kann steigen und die Stimmung in der Partnerschaft sinken, weil viele Dinge nicht mehr machbar oder leistenbar sind.

Siebter Weg: Zu viel Arbeit für beide

Unerwartete Kosten und/oder weiteres Streben glücklich zu werden, führen unweigerlich zu mehr Arbeit. Hat die Gewöhnung uns erst einmal wieder, sollten es dann doch der zusätzliche Urlaub, das schönere Auto oder in einer Bestandsimmobilie das neue Bad oder die neue Küche sein. Aller Zusatznutzen kostet Geld, das durch zusätzliche Arbeit erwirtschaftet werden muss. Die Folge ist selbstredend weniger Zeit für die Familie.

Darüber hinaus muss für die Immobilie selbst Arbeitsleistung erbracht werden. Es fallen mehr Sorgearbeiten an. Haus und Grund müssen gepflegt werden. So besteht die Gefahr, zu einem Leibeigenen des Grundstück zu werden. Glauben Sie mir: das macht nicht glücklich, auch wenn wir es uns in der Situation selbst nicht eingestehen wollen.

 

Achter Weg: Scheidung

Circa 50 Prozent aller Ehen werden geschieden. Die durchschnittliche Dauer einer Ehe liegt dabei bei 14 Jahren. Eine schwierige Zeit für Partner und Kinder. Die eigene Immobilie macht die Trennung noch schwieriger und seelisch belastender.

Kommt es zur Trennung müssen schwierige Fragen beantwortet werden. Wer bekommt das Haus? Kann einer alleine es überhaupt bezahlen? Muss das Haus verkauft werden? Wer zahlt wen aus?
Aktuell findet vermehrt das Nest-Modell Anklang. Das heißt, dass das Haus als Wohnort der Kinder erhalten wird und beide Elternpaare abwechselnd aus ihren jeweiligen Wohnungen im Haus wohnen.

Die aktuellen Entwicklung an den Immobilienmärkten lässt Betongold als gute Geldanlage erscheinen. So bleiben zumindest bei einer Veräußerung keine Restschulden übrig. Darauf zu setzen, dass es systemisch mit der Preisentwicklung so weiter geht, macht nicht glücklich.

 

Neunter Weg: Die Immobilie als Harmoniefalle

In der Literatur wird bei einer selbstgenutzten Immobilie von der Harmoniefalle gesprochen. Die oben beschriebenen Aspekte können zu einer langfristigen Verschiebung des Beziehungsschwerpunktes führen. Es fehlt die Zeit für Dankbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung. Konflikte können oder wollen nicht ausgetragen werden – der Harmonie zuliebe. Und genau das ist gefährlich.

„Denn Paare, die Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg gehen, sind einige Jahre später mit einer höheren Wahrscheinlichkeit getrennt, als Paare, die Konflikte offen austragen.“ schreibt Holger Grethe. Mehr Kommunikation ist immer besser als weniger Kommunikation. Konflikte besprechbar zu machen, macht glücklich.

Welche Wirkung hat eine Immobilie auf die Bereitschaft von Paaren, sich offen miteinander auseinanderzusetzen? In vielen Fällen entwickelt sie sich negativ. Das Bedürfnis nach Harmonie ist nach dem Hausbau noch größer als zuvor. Und so gefährdet das gemeinsame Haus paradoxerweise das Fundament der Ehe.

Zehnter Weg: Verzicht im Alter

Wenige schaffen es! Den Verkauf der eigene Immobilie im Alter. Der emotionale Wert ist zu groß. Und damit kann das Eigenheim der Altersvorsorge nicht dienen.

Hat das Haus erst einmal 25 Jahre oder mehr auf dem Buckel, beginnen so langsam die preisspieligen Reparaturarbeiten (Fenster, Heizung, Dach, neue rechtliche Auflagen). Jetzt könnte das Objekt wieder beliehen werden. Teilweise schwierig, weil Banken älteren Leuten keine Kredite mehr gewähren. Alternativ wird nichts an der Instandhaltung gemacht, weil alle finanziellen Mittel über die Jahre in die Tilgung geflossen sind. Gerade zukünftige Rentnergenerationen werden weniger Gesetzliche Rente beziehen.

Ernsthafte finanzielle Engpässe können die Folge sein. Es ist weniger Geld für all die angenehmen Seiten des Lebens verfügbar. So trägt die Immobilie dazu bei, dass seine Besitzer nach dem Kauf weniger glücklich sind, als zuvor. Sie überschätzen den langfristigen Einfluss der Immobilie auf ihr Zufriedenheitsgefühl. Und sie unterschätzen die hohen emotionalen Kosten, die der Verzicht auf Konzertbesuche nach sich zieht, die reduzierten Urlaubspläne, das früher so gewohnte Essen gehen und die selteneren Besuche bei entfernten Freunden. Vielleicht machen all diese Dinge doch glücklich.

Elfter Weg: Nachhaltigkeit

Sollte Ihnen der Lauf der Welt wichtig sein, dann hat die selbstgenutzte Immobilie in der Regel eine hohe negative Wirkung auf unseren ökologischen Fußabdruck. Häufig wird heutzutage mit Zement gebaut. Dieses Baumaterial besitzt die schlechteste CO2-Bilanz.
Darüber hinaus muss es auch immer größerer Wohnraum sein. Dieser muss vor allem beheizt werden. Mehr Raumwärme führt zu einem höheren Verbrauch von Öl oder Gas. (Exkurs: Vor 50 Jahren betrug die durchschnittlich verfügbare Wohnfläche pro Person circa 20 Quadratmeter. Heutzutage liegt dieser Wert bei 40 bis 45 Quadratmetern.)

Fazit

Im selbstgenutzten Eigenheim zu wohnen, ist kein Fehler. Die Bedeutung damit selbst glücklich zu werden, wird jedoch deutlich überschätzt. Der entgangene emotionale Nutzen meist über Jahrzehnte wird verkannt. Dabei könnte die Grundsteinlegung für die eigene Partnerschaft deutlich wichtiger sein. Vielleicht macht diese glücklich. Das ist aber nur eine steile Behauptung.

Zum Artikel von Holger Grethe